Verbrauchertelegramm März 2004

Mitteilungsblatt der Verbraucherzentrale Südtirol

 

Öffentlicher Nahverkehr: Unhaltbare Zustände bei der Bahn

"Die Zustände bei den Pendlerzügen verschlechtern sich von Monat zu Monat!" Mit diesen Worten wendet sich die VZS in einem Offenen Brief an Verkehrslandesrat Thomas Widmann. Es vergehe kaum ein Tag, an dem in der VZS nicht aufgebrachte Anrufe von ZugpendlerInnen eintreffen, welche sich über Verspätungen, fehlende Ankündigungen und in letzter Zeit immer häufiger über nicht geöffnete Türen beklagen.
Die Zustände bei der Bahn erinnern insgesamt an ein Entwicklungsland und sind durch nichts zu rechtfertigen. Die VZS unterstellt der Bahnverwaltung daher Inkompetenz, Desinteresse und Schlamperei.
An den Landesrat appelliert die VZS, den heruntergewirtschafteten Betrieb auf einen modernen Standard zu bringen. Dazu gehöre auch die Errichtung einer Beobachtungs- und Beschwerdestelle für den öffentlichen Nahverkehr.
 

Recht 1: Prozess gewonnen – Prozesskosten aufgeteilt

Der Anlassfall: Eine Konsumentin erhält in einem Prozess gegen eine Gesellschaft, welche ihr einen ungerechtfertigten Zahlungsbescheid ausgestellt hatte, vollinhaltlich recht, wird vom Friedensgericht aber trotzdem dazu verdonnert, die Hälfte der Anwaltsspesen zu übernehmen.
Die VZS wendet sich nun in einem Offenen Brief an den Justizminister mit der Forderung nach einer korrekteren und konsequenteren Anwendung der vom Kassationsgericht festgeschriebenen Prinzipien. Dieser hatte im Jahr 1999 mit Beschluss Nr. 4455/99 eine Entscheidung getroffen, mit der ein Schlussstrich unter die unterschiedlichen Interpretationen gezogen wurde. Der Rechtsgrundsatz in diesem Beschluss lautet: wer einen Prozess gewinnt, erhält seine Prozessspesen vom unterlegenen Gegner ersetzt, außer es gibt triftige Gründe, die dagegen sprechen. Diese „triftigen Gründe“ seien im vorliegenden Fall, laut VZS nicht gegeben. „Wenn der Richter der Klägerin voll Recht gibt , worin sollen dann die „triftigen Gründe“ dafür bestehen, dass dieselbe Klägerin zur Bezahlung eines Teils der Prozesskosten verurteilt wird?“, so die VZS in ihrem Offenen Brief, in welchem sie davor warnt, dass der Zugang zum Recht nur mehr jenen offen bleibt, die es sich leisten können, bis zum Kassationsgericht zu prozessieren.
 

Recht 2: Gesetz zum Schutz der Sparer nicht weitreichend genug

Die Schäden, welche die großen Finanzskandale der letzten Monate bei den Sparern angerichtet haben, rufen nach einem viel weitreichenderem Schutz der Sparer, als dies von dem jetzt vorgelegten Gesetzesentwurf der Regierung vorgesehen ist. Die Verbraucherschützer fordern strengere Schutzklauseln zugunsten der Sparer und mehr Raum für Mitsprache von Seiten der Verbraucherschützer. In einem Punktekatalog hat die VZS die wichtigsten Kritikpunkte aufgelistet. Sie fordert die Regierung auf, das Gesetz noch einmal zu überarbeiten. Die Chance, im Dschungel der Bankgesetzgebung aufzuräumen, ist jetzt zu nützen. Dies fordern die Verbraucherschützer im Namen der SparerInnen, die es leid seien, ständig die Suppe auslöffeln zu müssen, die ihnen ein marodes Bankensystem im unheiligen Verbund mit betrügerischen Gesellschaftern einbrockt.
 

Geldanlage: Das Schweigen der Banken

"Keine Antwort ist auch eine Antwort" kommentiert Geschäftsführer Walther Andreaus das Schweigen der meisten Südtiroler Banken auf die Forderung der VZS, einen Verhandlungstisch einzurichten, an welchem das weitere Vorgehen zur Rückerstattung von Argentina–,Cirio- und Parmalatanleihen verhandelt werden sollte.
Einzige Ausnahme ist Banca Intesa, Gruppenführer der Bank für Trient und Bozen, welche für die Cirio-, sowie Parmalatanleihen einen Rückvergütungsvorschlag zu 50% bzw. 100% formuliert hat.
Die VZS kommt nach Prüfung Hunderter von Einzelfällen zum Schluss, dass die vorvertragliche, sowie die vertragliche Information von Seiten der Anlageberater bezüglich argentinischer Bonds, aber auch bezüglich der Cirio- und Parmalat-Anleihen in zahlreichen Fällen viel sorgfältiger und umsichtiger sein hätte müssen.
Mehrere Konsumenten haben bereits Reklamationsbriefe an die Banken verschickt, andere werden diesem Beispiel folgen. Die VZS wird die Betroffenen bei all diesen Schritten begleiten und unterstützen. Angesichts der Schlichtungsblockade der Banken wird auch der Rechtsweg in Form von Sammelklagen von Seiten der Konsumentenschützer immer wahrscheinlicher.
 

Ernährung: Mit Sprossen und Keimen gegen die Viren

Wenn die Grippeviren toben, sind Vitaminbomben angesagt. Gemeint sind damit aber nicht die künstlichen Vitamine in Pillen und Nahrungsergänzungspulvern, sondern jene aus Keimlingen. Diese Keimsprossen enthalten ein Vielfaches an Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen, als so manches Obst und Gemüse. Keime sind zudem energiearm und enthalten mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Zum rohen Verzehr eignen sich die Keime von Weizen, Roggen oder Gerste, sowie gekeimte Mungobohnen und Linsen oder Luzerne, aber auch Senf-, Sesam- und Sonnenblumenkeime. Beim Kauf der Samen sollte man darauf achten, dass sie ungebeizt und nicht gentechnisch manipuliert sind, deshalb empfiehlt es sich, die Samen im Bioladen oder Reformhaus zu kaufen. Die Samen gewaschen in eine Glasschüssel geben, mit mindestens der zweifachen Menge Wasser bedecken und über Nacht einweichen.
Gequollene Samen am nächsten Tag gründlich spülen, abtropfen lassen, wieder in das Keimgefäß geben und ohne Wasser an einen hellen Platz stellen. Dies zweimal täglich wiederholen. Die Samen sollten nicht im Wasser liegen, da sie sonst faulen oder schimmeln. Nach 3-4 Tagen sind die Keime fertig! Vor dem Verzehr werden die knackigen Jungpflanzen nochmals gründlich durchgewaschen.
 

Geld: Neues in Sachen Parmalat, Cirio und Agentinien

Die wichtigsten Neuigkeiten zu den Fällen Parmalat, Cirio und Argentinien sind in einer Pressemitteilung der VZS zusammengefasst. Achtung: für den Fall Parmalat verfällt der Termin für den Antrag auf die Anmeldung zur Konkursmasse der Parmalat Gruppe am 20.04.2004. Fac simile unter www.adusbef.it oder bei der VZS.
 

Homepage des Monats:

www.peacereporter.net
Emergency und Misna haben eine Friedensinfoagentur ins Netz gestellt.

like-512_0.png

like-512_0.png