Verbrauchertelegramm Mai 2009

Mitteilungsblatt der Verbraucherzentrale Südtirol Beilage zur Mai-Ausgabe Nr. 30


Die Papierversion des Verbrauchertelegramms wird allen Mitgliedern monatlich kostenlos per Post zugeschickt und steht im PDF-Format zum Download zur Verfügung. Die nachfolgenden Kurznachrichten sind ein Auszug aus der vollständigen Version.


Kosmetik aus der Natur: Etiketten lesen

Natürliche oder chemische Stoffe - um dies herauszufinden muss man die Etikette unter die Lupe nehmen. Eine Grundregel lautet: Was mit lateinischem Namen bezeichnet wird (z. B. Humulus lupulus), stammt aus dem Pflanzenreich, was auf Englisch abgedruckt wird (z.B. sodium laureth sulfate) aus dem Labor. Auch sollte man wissen, dass das Gesetz eine Reihnung nach Konzentration des Stoffes im Produkt vorsieht: Was also am Anfang steht, ist der Basisstoff usw. Mit Vorsicht ist die Bezeichnungen "bio" auf Verpackungen zu lesen. Es gibt keinen Standard im Kosmetikbereich wie es im Lebensmittelsektor der Fall ist, was zu Folge hat, dass KonsumentInnen nicht wirklich wissen, ob "bio" in der Tube, im Tiegel oder Fläschchen drin ist, wenn "bio" drauf steht. "Natürlich" ist übrigens nicht immer gleichzusetzen mit gesünder und sicherer als konventionell. Denn jeder Mensch reagiert auf Stoffe - natürlich oder synthetisch - anders. Allergien gegen pflanzliche Stoffe, insbesondere Geranie, Bergamotte, Zitronengras usw. sind nicht unüblich.


Gute Noten für Kosmetik aus dem Discounter

Ökotest hat jüngst die Qualität der Kosmetikprodukte im Discounter geprüft und ist zum Schluss gekommen, dass sie überdurchschnittlich gut sind, vor allem Mittel für Haut- und Haarpflege. Auch weil Billigketten wie Lidl eher mit Labels von Testzeitschriften werben als mit bekannten Marken. Aufwendige Verpackung, edles Design und teure Werbung spielen keine Rolle, dafür die benutzten Inhaltsstoffe. Discounter sind hauptsächlich Lebensmittelhändler, weniger als 3% ihres Umsatz stammen vom Kosmetika-Verkauf, trotzdem pflegen sie das Sortiment als "Verlockung mit Mitnahmeeffekt" und werden gerade in Krisenzeiten weiter vom Trend profitieren.


Vorsicht: Preise im Supermarkt

Mit 11. April fielen im ganzen EU-Raum die bisher gültigen Verpackungsvorschriften, die Einheitsgrößen bei vielen Produkten vorsahen und damit eine Vergleichbarkeit der Angebote im Supermarktregal ermöglichten. Füllgewichte und Verpackungsgrößen werden jetzt stark variieren, was versteckte Preiserhöhungen zur Folge haben könnte. Bei gleichem Preis kann künftig weniger drin sein. Preisvergleiche im Zweifel über Grundpreisangaben machen.


Darlehen für homosexuelle Paare

Geburtsstunde für das erste Wohnbaudarlehen in Italien, das homosexuellen Paaren einen Wohnungskauf ermöglicht. Das hat ein Abkommen zwischen der deutschen BHW Bausparkasse und dem Homosexuellenverband Arcigay geleistet. Mitgliedern von Arcigay bietet die italienische Bankzweigstelle einen Rabatt von 0,15% auf den Spread. Die Ratenberechnung erfolgt auf der Einkommensgrundlage des Paares. Mit dieser Initiative wird Homosexuellen in Italien gesellschaftlich mehr Würde verliehen. Siehe www.arcigay.it/mutui oder www.bhw.it.


IV. Wirtschaftsfestival in Trient

Wirtschaftsexperten aus der ganzen Welt treffen sich vom 29. Mai bis 1. Juni in Trient, um über "Identität und globale Krise" zu diskutieren. Im Mittelpunkt steht die Frage nach den Auslösern der weltweiten Finanzkrise bei Regelwerken, Institutionen, Politik. Wege aus der Krise und Anweisungen für Politik und Gesellschaft andenken ist das Ziel der kostenlos zugänglichen Großveranstaltung. Programm unter www.festivaleconomia.it.


Sicher reisen mit einem Klick

Auf Initiative des italienischen Außenministeriums wurde in Anbetracht der Sommerurlaubswelle eine neue Webseite eingerichtet, die den WeltenbummlerInnen die Möglichkeit gibt, sich vor der Abreise mit Reiseziel und -daten anzumelden und während des Urlaubs rund um die Uhr über die politische Siutation und eventuelle kleinere (z.B. Flugstreiks) und größere (z.B. Erdbeben) Katastrophen via Handy oder Satellitentelefon informiert zu werden. Siehe www.dovesiamonelmondo.it. Infos über Gefahrenländer und Risikogebiete gibt es nach wie vor auf der Webseite www.viaggaresicuri.it.


Timesharing-Urlaub mit mehr Rechten

Eine neue EU-Richtlinie garantiert, dass ab 2011 Verbraucher geschützter sind bei Timesharing-Verträgen im In- und Ausland. Sowohl das Rücktrittsrecht wurde ausgeweitet als auch der Schutz auf Verträge mit einer Laufzeit unter einem Jahr. Derzeit erfreut sich die Branche eines Umsatzes von über 10,5 Milliarden Euro Eu-weit. Allein in den letzten Jahren hat das EVZ Bozen über 200 VerbraucherInnen rechtlichen Beistand bei dieser Art von Urlaub geboten.


Zugverspätungen: Verkehrsfunk fällig

Wieso wird im Verkehrsfunk nur über Staus und Verzögerungen im Straßenverkehr berichtet? Dieser geschätzte Dienst am Autofahrer sollte auf den Zug- und Busverkehr ausgedehnt werden, so fordert es die VZS. BenutzerInnen von öffentlichen Verkehrsmitteln sollten kurz vor Fahrtantritt über Verspätungen, Ausfällen oder Umleitungen unterrichtet werden.


Elektroinstallation gut geplant

Rechtzeitig, noch vor Beginn der Rohbauphase, sollten HäuschenbauerInnen bestimmen, wo welche und wie viele Schalter und Steckdosen zu installieren sind. Das hilft viel Zeit und Geld sparen. Allerdings muss bereits zuvor klar sein, wie die Küche eingerichtet wird und welche Öffnungsrichtungen die Türen haben werden. Ein neues Infoblatt der VZS verrät mehr: Das Infoblatt "Das Einmaleins der Elektroinstallation" ist auf der Internetseite unter diesem Link zugänglich oder kann in Papierform bezogen werden, in allen VZS-Stellen und über das Verbrauchermobil.


Strom: Enel bestraft

Die nationale Strom-Aufsichtsbehörde hat Enel eine Geldstrafe von 2 Millionen Euro aufgebrummt, weil die Gesellschaft in den Jahren 2003-05 die Zähler nicht jährlich abgelesen hat und folglich nach zahlreichen Akkontorechnungen eine meist gesalzene Ausgleichsrechnung heimgeschickt hat. Wer die Stromrechnung über automatische Bankeinhebung begleicht kann dann keine (sonst vorgesehene) Ratenzahlung in Anspruch nehmen. Tipp: Bank sofort stoppen und Ratenzahlung einfordern.


Grüne Nummer gegen Telefonwerbung

Belästigung durch ungebetende, meist aggressive Telefonwerbung zu jeder Tages- und Abendzeit? Seit dem 19. April steht ein neuer Dienst zur Verfügung: Meldungen zum Thema mit Angabe der Call-Center, Agenturen oder Telefonbetreiber können über eine grüne Nummer gemacht werden: 800.732.999.


Waschmaschine: Worauf achten?

Beim Kauf: Energieetikette studieren (Energiekonsum pro kWh/Waschgang, Wasserkonsum, Lärm usw.). Bei der Wartung: Filter öfter putzen. Beim der Nutzung: Vorwäsche und heiße Waschgänge über 60° meiden, sparsam mit Waschmittel umgehen. Auf der Internetseite der Sicherheits-Zertifizierungsfirma IMQ (www.imq.it) finden sich weitere nützliche Tipps fürs Zuhause.


Einfuhr von Produkten tierischen Ursprungs

Achtung Reiseproviant und Auslandsgeschenke: Mit 1. Mai tritt eine neue EU-Verordnung in Kraft, die das Mitführen von Erzeugnissen tierischen Ursprungs im Reisegepäck und deren Einfuhr auf dem Postweg regelt. Verboten ist demnach die Einfuhr von Fleisch- und Milchprodukten aus Drittländern in die EU, mit wenigen Ausnahmen wie Säuglingsnahrung.


SMS vom Ausland günstiger

Am 22. April hat die EU eine neue Vorschrift abgesegnet, die günstigere Tarife für SMS und Datenroaming vom Ausland vorsieht. SMS kosten ab 1. Juli 2009 nur noch 0,11 Euro (+ MwSt.) statt der heute durchschnittlichen 0,28 Euro, Surfen via Handy in der ganzen EU 1 Euro pro übertragenem Megabyte. Dieser Tarif wird in den nächsten Jahren weiter fallen. Auch strengere Transparenzregeln machen die Benutzung des Handys auf Reisen ins Ausland einfacher. Fürs Telefonieren gelten ab dem 1. Juli ohnehin günstigere Preisobergrenzen (von 0,46 auf 0,43 Euro für im Ausland getätigte Anrufe und von 0,22 auf 0,19 Euro für im Ausland entgegengenommene Anrufe).


Buchtipp

Das Weltfinanzsystem verstehen

Er war neulich Gastreferent in Bozen und hat mit seinen Thesen über Aufgaben, Herausforderungen und Gefahren für die Weltwirtschaft überzeugt. Bereits 2007 hat Dirk Solte vor dem Kollaps der Finanzmärkte gewarnt, jetzt denkt er laut über alternative Szenarien nach. In Kürze soll sein neues Buch "Weltfinanzsystem in Balance. Die Krise als Chance für eine nachhaltige Zukunft" erscheinen, vor einem Jahr hat er mit "Weltfinanzsystem am Limit" die Lage analysiert und die Zusammenhänge nachgezeichnet, die uns alle betreffen, weil "Wirtschaft-Das-sind-wir-alle". Damit hat er auch die Notwendigkeit aufgezeigt, dem Weltfinanzsystem einen schlüssigen, global wirksamen Ordnungsrahmen zu verpassen. Aber allem voran erklärt er auf nachvollziehbare Art und Weise, welcher Schabernack getrieben wurde und wie Weltwirtschaft bisher funktioniert hat.
Dirk Solte ist Privatdozent für Betriebswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen und Chefökonom des Bundesverbandes für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft, außerdem gehört er zum Vorstand des Forschungsinstituts für angewandte Wissensverarbeitung in Ulm.

Dirk Sollte: Weltfinanzsystem am Limit
Einblicke in den "Heiligen Gral" der Globalisierung
Horizonte Verlag (Terra Media), 2008,
EUR 19,80
ISBN: 978-3-9811715-2-5

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