Verbrauchertelegramm Oktober 2009


Mitteilungsblatt der Verbraucherzentrale Südtirol Beilage zur Ausgabe Nr. 58


Die Papierversion des Verbrauchertelegramms wird allen Mitgliedern monatlich kostenlos per Post zugeschickt und steht im PDF-Format zum Download zur Verfügung. Die nachfolgenden Kurznachrichten sind ein Auszug aus der vollständigen Version.


Aktion „Treibstofffinder“

Ein neuer kostenloser Online-Dienst hilft VerbraucherInnen, günstige Tankstellen auf ihren Fahrten zu finden. Auf www.prezzibenzina.it können registrierte AutofahrerInnen, aber auch TankstellenbetreiberInnen die aktuellen Preise für Benzin, Diesel & Co. eintragen. Das Abrufen ist auf einer vergrößerbaren Straßenkarte aller italienischen Regionen möglich. Außerdem gibt es zahlreiche Infos und Vergleichsmöglichkeiten zu Treibstoffen, Straßen und Automobilität in Italien. Mitmachen kann jede/r!


Grüne Kosmetik und Tierversuche

Naturkosmetikhersteller versichern seit Jahren, auf Tierversuche zu verzichten. Wer aber einzelne Inhaltsstoffe für eigene Mischungen erwarb, konnte bis heute nicht sicher sein, dass diese „tierversuchfrei“ waren. Seit März 2009 sind Versuche an Tieren für Test von Kosmetika und auch ihrer Inhaltsstoffe europaweit verboten. Für einige wenige Tests gilt allerdings eine Übergangsphase bis 2013.


Umgang mit Geld frühzeitig lernen

Mündige VerbraucherInnen haben eine finanzielle Grundausbildung hinter sich. Diesen Part sollte auch die Schule übernehmen. Je eher nämlich Kinder und Jugendliche einen vernünftigen Umgang mit Geld lernen, desto kompetenter sind sie im Alltag und als Teilnehmer von Wirtschaftsabläufen. Als Instrumente könnten das Online-Haushaltsbuch und der Leitfaden „Verantwortlich Anlegen“ der VZS dienen. Diese stehen Interessierten kostenlos zur Verfügung.


Achtung: Getrocknete Steinpilze

Wer Schwammelen liebt, sollte diese am besten selbst im Wald sammeln, mit Genehmigung natürlich. Die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) teilt mit, dass unter den im Handel befindlichen getrockneten Steinpilzen, die meisten aus China, viele mit Nikotin belastet sind. Dieses kann Schwindel, erhöhte Herzfrequenz und Kopfschmerzen verursachen.


„Mehrweg ist mehr Wert“

Die Südtiroler Aktion zur Abfallvermeidung und Schonung von Rohstoffen/Energie wurde von der Landesagentur für Umwelt gemeinsam mit der VZS geplant. Weitere Vorteile des Mehrwegbehälters aus Glas oder Polycarbonat? Die Reduktion von CO2-Emissionen und die Stärkung der lokalen Wirtschaft. Die Infokampagne samt Gewinnspiel läuft bis Ende Oktober über das Verbrauchermobil (Termine auf S. 8): www.verbraucherzentrale.it/download/11v11d51598.pdf



Kreuzkraut und Rucola

Vor dem Verzehr von Rucola aus dem Laden, genau hinschauen! Denn in Deutschland wurde in Rucolapackungen letzthin öfter das ähnliche, aber giftige Kreuzkraut (Senecio vulgaris) gefunden. Inhaltsstoffe des Kreuzkrauts können zu schweren Leberschäden führen. Eine stichprobenartige Kontrolle der VZS ergab bisher keine „Kraut-Verwechslungen“ in Südtirol. Trotzdem ist Vorsicht geboten!


Trenitalia straft, informiert aber kaum

Es hagelt drakonische Strafen. Jenen EisenbahnnutzerInnen, die das Ticket nicht entwerten oder die Transportregelungen nicht einhalten. Fahrgäste von Trenitalia sollten eventuelle Strafen am besten gleich im Zug begleichen, denn die Zustellung der Zahlungsaufforderung nach Hause wird mit einem gepfefferten Aufschlag versehen. Auf Information und Transparenz, z.B. bei den Preisen, wird hingegen wenig geachtet. Trenitalia hat bisher weder Qualitätscharta noch Schlichtungsstelle für die Beilegung von Streitfällen eingeführt.


Zahnprotesen aus Indien und China

Ausländische Billig-Kronen und Zahnprothesen werden zu “italienischen” Preisen eingearbeitet. Dieser Billigtrend beim Zahnersatz ist bedenklich. Zumal europäische Zahntechniker nicht über die Herkunft der Materialien und die Subunternehmen in Drittländer informieren. Verbraucherschützer schlagen eine Gesetzesänderung vor, die den Herkunftsnachweis und die Aushändigung der Konformitätserklärung für Zahnprothesen vorsehen und dies auch für den Endkunden. Die VZS hält für alle Interessierten einen Musterbrief bereit, der über die Privacy-Normen auch eine Kopie dieser Konformitätserklärung vom Zahnarzt einfordert.


Schultaschen-Ökocheck

Auch wenn mittlerweile alle Schultaschen gekauft und mit Inhalt gefüllt sind, braucht es im Lauf des Schuljahrs immer wieder Ersatzstücke. SchülerInnen und ihre Eltern sollten sich darum den Schultaschen-Ökocheck der VZS aus dem Internet holen und bei Bedarf das übersichtliche DIN-A4-Blatt studieren. Hier sind nämlich die wichtigsten Spar- und Umwelttipps für die Schule nachzulesen:


Wintervorrat: Heil- und Gewürzpflanzen

Wer einen eigenen kleinen Kräutergarten sein eigen nennt, sollte sich spätestens jetzt um die Konservierung von Blättern, Wurzeln und Blüten für die kalte Jahreszeit kümmern. Kräuter für Tees sind am besten zu trocknen, nachdem man sie tautrocken geerntet hat. Gewürzkräuter sollten hingegen zerkleinert und portionsweise eingefroren werden. Weitere Zubereitungsmöglichkeiten sind Kräuteröl oder -essig.


Mobilitätsberatung und Klimaschutz

Das neue Internetportal www.verbraucherfuersklima.de startet eine besondere Klimakampagne, samt unabhängiger online-Mobilitätsberatung mit Experten des Verkehrsclubs Deutschland (telefonisch und via Internet), z.B. zum Autokauf oder klimaverträglichen Reisen. Das Webangebot des Verbraucherzentrale Bundesverbands bietet Tipps zum Klimaschutz für unterwegs, aber auch für daheim.


Finanzanlagen in Krisenzeiten

Wir wussten es früher und wissen es jetzt umso schmerzlicher: Das eigene Vermögen krisensicher anlegen ist so gut wie unmöglich. Ökotest (August 2009) hat klassische Anlage auf Renditen und Sicherheit durchgecheckt. Das Ergebnis: Nicht einmal mit einer Risikostreuung können sich AnlegerInnen vor einem Minus absichern, selbst Gold hat sein gutes Image verloren. Der Tipp: Bei einer Anlage sollte Sicherheit vor der Rendite stehen. Und absolute Transparenz beim Kauf von Finanzprodukten jeder Art.


Kinder- und Juniorzahnpasta

Sie sind durch die bunte Verpackung zum Verwechseln ähnlich. Doch die Fluorid-Konzentration in Kinder- und Juniorzahnpasten unterscheidet sich wesentlich. Zu viel Fluorid im Kleinkindalter (bis maximal 6 Jahren) kann später eine Zahnfluorose (weiße Flecken) an den bleibenden Zähnen verursachen. Darum Acht geben beim Einkauf! Junior- und Erwachsenenzahnpasta enthalten übrigens die gleiche Menge an Fluorid. Sie unterscheiden sich nur im Geschmack.


Biowasser kommt

Das erste Biomineralwasser stammt aus der bayerischen Biobrauerei Neumarkter Lammsbräu. Bisher gab es keins, weil die EU-Ökoverordnung es als Produkt nicht erfasst. Eine eigens gegründete Qualitätsgemeinschaft Biomineralwasser will dies nun ändern, mit einem 40-Kriterien-Katalag für Biowasser, der strengere Grenzwerte für Schadstoffe vorsieht als herkömmliches Mineralwasser, daneben eine gesundheitsfördernde Wirkung zur Bedingung macht, auch kürzere Transportwege bzw. umweltfreundliche Herstellungs- und Abfüllsysteme.


Privathaushalte und Finanzkrise

Die Südtiroler Familien sind durch den jahrelangen Kaufkraftschwund und die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise wirtschaftlich unter Druck geraten. Soweit nichts Neues. Neu sind die Zahlen: So ist die Verschuldung in den letzten 5 Jahren um 30% auf durchschnittlich 20.100 Euro pro Familie gestiegen, während die durchschnittlichen Ersparnisse um 36% auf 25.700 Euro geschrumpft sind. Die gerichtlichen Versteigerungen von Eigenheimen haben allein im letzten Jahr um 44% zugenommen. Quelle: Banca d’Italia und Landesgericht Bozen.


Fair Cooking Day
am 27. Oktober 2009 in der Eurac in Bozen


Einen Tag lang Sinnieren über fairen Handel und Lebensmittel, samt Gaumenfreuden und –erlebnissen… diesen beschert uns die Zusammenarbeit von CTM, Südtiroler Weltläden und dem Amt für Kabinettsangelegenheiten der Landesregierung. Im Mittelpunkt stehen die Themen fair trade und Entwicklungszusammenarbeit, Biodiversität in der Landwirtschaft, gesunde Ernährung. Zu Beginn gibt es ein „faires“ Frühstück, zum Abschluss eine Abend-Degustation von Fair Cooking Spezialitäten. Möglich gemacht durch Hotelfachschulen und Fair Catering Organisationen.


Buchtipp

Privacy und Überwachung

Der transparente Mensch als Damoklesschwert und Ergebnis von Terrorangst und Technologie- freudigkeit der letzten Jahre. Die zwei vielgereisten Autoren, eine Juristin und ein ursprünglich aus Bulgarien stammender Literat, setzen sich mit Entwicklungen zu Datenschutz und Überwachungsstaat auseinander. Das Buch ist eine leidenschaftlich formulierte Kampfschrift. Das Ziel: aufrütteln, um unsere Bürgerrechte gewahrt zu sehen. Erst Ende August auf den Büchermarkt geworfen, ist das Buch ein artikulierter Aufruf, sich aktiv für den Erhalt der Privatsphäre und einer demokratischen Gesellschaft einzusetzen. Die zwei deutschsprachigen Autoren erläutern, wie über Supermarkt-Rabattkarten, Internet und Telekommunikationsdaten Kundenprofile und sehr detaillierte Identitäten auf Vorrat gesammelt werden. Den Rest erledigt die medizinische Versorgung, die Reiseindustrie und der Sicherheitsstaat. Die folgende Einführung in Demokratietheorie verdeutlicht, was durch virtueller und reeller Überwachung passiert und wovor wir uns schützen müssen - durch Gesetzgebung und politisches Engagement.

Ilija Trojanow und Juli Zeh: Angriff auf die Freiheit. Sicherheitswahn, Überwachungsstaat und der Abbau bürgerlicher Rechte.
Hanser Verlag, München 2009
ISBN 978-3-446-23418-5

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